In Worten

Als Großmütterchen Erde träumte

Großmütterchen Erde träumte von ihrer Jugend. Seufzend erinnerte sie sich: „Ach, wie war das schön! Als ich so ganz frisch verliebt war in den Himmel und er mir die hübschesten funkelndsten Sternschnuppen schickte. Sie fielen in die unendlichen Weiten meines Ozeans und verwandelten sich darin in meine Kinder. Die Meere waren meine Gebärmutter

– damals waren sie jung, frisch und klar.

 

So viele liebe Kinderchen hielt ich in meinem Schoß und wie spielten sie in Freude! Mehr und mehr und immer verschiedener wurden sie und bald bevölkerten sie meinen ganzen Körper. Sie bekamen selbst Kinder und Enkelkinder und ich hatte immer mehr damit zu tun, sie alle satt zu bekommen. Doch die Liebe einer Mutter ist wie ein Ozean und es gelang mir lange Zeit, sie alle gut zu nähren. Und weil sie sich gut miteinander verstanden, ernährten sie sich auch gegenseitig.

 

Doch ach! Meine Problemkinder, die Menschen…Sie begannen irgendwann, mir auf der Nase herumzutanzen, ja, es kam sogar so weit, dass sie vergaßen, wer ihre Mutter ist. Sie vergaßen, dass sie einmal aus meinem Schoß gekommen waren und begannen sogar, ihn zu verletzen. Sie führten Kriege und zerstörten ihre Brüder und Schwestern, die Wälder und die Tiere.

 

Ach, wie muss das Herz einer Mutter manchmal leiden. Sie bohrten mir tiefe Wunden ins Fleisch und benutzen meine Lebenssäfte um noch schneller auf mir herumzuwimmeln, in monströsen Geräten, die sie „Autos“ nannten; und sogar welchen, mit denen sie fliegen konnten. Vielleicht hatten sie ja Sehnsucht nach ihrem Vater, dem Himmel, und wussten nicht, dass diese Sehnsucht sie zu immer mehr Dingen antrieb, die mir weh taten.

 

Ach, mein geliebter Himmel. Er blieb mir treu und erinnerte mich tagein, tagaus an die unendliche, stille Weite allen Seins. In seiner Liebe ließ er jede Nacht die Sterne erstrahlen und das spendete mir ein wenig Trost. Doch, diese Menschenkinder, sie gerieten außer Rand und Band. Ich weinte bittere Tränen und manche von ihnen ertranken darin. Manchmal krümmte ich mich vor Schmerzen und dann erschütterte mein Leib ihre Häuser. Doch sie hörten mich nicht.

 

Ich hatte schon fast alle Hoffnung aufgegeben. Da begannen auf einmal die Frauen sich zu erinnern. Zuerst nur ein paar wenige. Sie lagen auf meinem Rücken und begannen wieder zu spüren, dass ihre Körper mit meinem verbunden sind. Sie begannen wieder mir zu lauschen. Und auf einmal tat es gleich viel weniger weh.

 

Die Frauen erinnerten sich, dass sie das Meer, aus dem sie gekommen waren, auch in sich selber tragen. Und sie erinnerten die Männer. Und langsam, viel langsamer als sie vergessen hatten, begannen sie sich daran zu erinnern, wer ihnen das Leben geschenkt hatte.

 

Nun bin ich schon sehr alt und warte noch immer geduldig darauf, bis sie es alle wieder wissen.

 

Wenn du, mein Kind, zufällig diese Geschichte hörst, dann sag es ruhig weiter: ich bin es, dein Großmütterchen Erde.

 

 


 

 

Ich wünschte ich könnte

eine Liebeserklärung an Bäume schreiben,

die ihnen auch nur annähernd das zurück gäbe,

was ich von ihnen empfange.

 

Die bedingungslose Liebe der Linde.

Den unbändigen Mut der Eiche.

Die Klarheit der Buche.

Den Sanftmut der Weide.

Die Inspiration der Esche.

Die Zartheit der Birke.

Das flüsternde Geheimnis des Windes in den Blättern der Pappel.

 

Ich wünschte ich könnte

eine Liebeserklärung an Bäume schreiben,

doch ich versuche es gar nicht erst.

 

 


 

 

I was walking home

being embraced

by the day's last breaths of sunlight

wishing me well gently,

breathing around me

like the softest layer of skin.

A silent cheerfulness moving the air

as only soft summer nights like this one

can create.

I felt joy for no reason,

being held

by the giant invisible hands of the world

unconditionally,

limitless and wide,

making me a part of everything

and making everything a part of me.

 

 

 


 

 

  Diese und andere Gedichte in Englisch und Deutsch finden Sie

  in meinem Gedichtband In the palm of my open hand

   für 11 €.